Selbstbefriedigung

Hier lernst du einiges zum Thema Selbstbefriedigung. Einiges betrifft Menschen mit Klitoris, einiges Menschen mit Penis. Vieles gilt aber für alle Personen unabhängig von den Genitalien und dem Geschlecht.

Selbstbefriedigung

  1. Für Selbstbefriedigung gibt es viele Begriffe. Ein schöner Begriff ist “Solo-Sex”.
  2. Solo-Sex ist völlig OK, egal ob du in einer Beziehung bist oder nicht.
  3. Selbstbefriedigung ist gesund.
  4. Selbstbefriedigung kann deinen partnerschaftlichen Sex verbessern.
  5. Es lohnt sich, (auch) bei der Selbstbefriedigung das Becken zu bewegen.
  6. Alle Körper sind unterschiedlich. Finde heraus, was dir Lust bereitet.

1. Für Selbstbefriedigung gibt es viele Begriffe. Ein schöner Begriff ist “Solo-Sex”.

Noch immer ein Thema, das sehr tabuisiert wird und über das viele Menschen nicht gern sprechen möchten. Aber: Sehr viele Menschen praktizieren Solo-Sex (auch: Masturbation), also “Sex mit sich selbst”. Von “sich selbst befriedigen”, “es sich selber machen”, “wichsen” oder “die Erdbeere ehren”: es gibt unzählige Begriffe. Wir sprechen am liebsten von Solo-Sex. Zum einen, weil der Begriff "masturbieren" vom lateinischen "manus turbare" abgeleitet wird, was soviel bedeutet wie “sich selbst mit der Hand schänden/in Unruhe bringen” und das ist ja irgendwie echt nicht so cool. Zum anderen, weil Solo-Sex gut und richtig und genau so wertvoll ist, wie gemeinsamer Sex mit anderen Menschen. Es ist einfach eine andere Art von Sex.

Menschen haben ihn aus ganz unterschiedlichen Gründen. Das kann sein, um sich ein schönes Gefühl zu geben oder auch, um zum Beispiel Stress abzubauen. Die meisten stimulieren hierzu ihre Genitalien oder berühren sich an anderen Körperstellen, um Erregung zu verspüren und/oder einen Orgasmus zu haben. Selbstbefriedigung ist eine tolle Möglichkeit, sich und seinen Körper besser kennenzulernen und die eigenen sexuellen Bedürfnisse zu entdecken und so zu merken, wie man sich selbst Lust verschaffen kann.

Denn: Was dir genau gefällt, kannst nur du allein wissen und herausfinden. Es gibt keine richtige oder falsche Art der Selbstbefriedigung. Ob du dich an Sachen reibst, den Duschstrahl nutzt oder mit deinen Händen erregst – you do you. Vor allem die Eichel und die Klitoris sind sehr empfindsam.

«love it, rock it, feel it and safe it!»

Sina Candrian
Sina Candrian

2. Solo-Sex ist völlig OK, egal ob du in einer Beziehung bist oder nicht.

Solo-Sex hat erstmal vor allem damit zu tun, dass du dir etwas Gutes tun willst. Aber es kann dir mehr Lust auf dein Gegenüber machen. Menschen masturbieren, egal ob sie in einer Beziehung sind oder nicht. Das hat nichts damit zu tun, dass ihre Partner*innen nicht ausreichen, sondern ist einfach eine schöne Ergänzung zu Sex mit einem Gegenüber.

Masturbation darf dir auch niemand verbieten! Du allein entscheidest darüber, ob du masturbierst. Vielleicht fällt dir das leichter, wenn du weißt, dass du ungestört bist und dich zurückziehen kannst – wie beispielsweise in deinem Zimmer oder im Bad. Es kann auch erregend sein, gemeinsam mit deiner*m Partner*in zu masturbieren. Ihr könnt euch gegenseitig zeigen, was euch gefällt und euch dabei zusehen. Wenn du das aber nicht möchtest, ist das natürlich auch okay. Es braucht viel Vertrauen, sich so zu zeigen, you do you.

«Weil das, was GummiLove macht, wichtig ist!»

Adi Totoro, Influencer auf YouTube, TikTok und Instagram
Adi Totoro

3. Selbstbefriedigung ist gesund.

Regelmäßig zu masturbieren ist gesund! Denn Orgasmen zu haben schüttet verschiedene Hormone aus, die uns nicht nur gute Gefühle machen, sondern auch Stress abbauen können. Die ausgeschütteten Hormone können sogar dafür sorgen, dass Migräne oder Periodenschmerzen gelindert werden. Vorausgesetzt natürlich, mensch fühlt sich in der Stimmung 😊.

Es gibt sogar eine Studie aus England, die herausfand, dass bei Menschen mit Penis durch Solo-Sex das Risiko sinkt, Prostatakrebs zu bekommen. 

Wenn du nicht masturbieren möchtest, ist das aber nicht schlimm für den Körper. Produzierte Samen, die nicht durch eine Ejakulation aus dem Körper heraus befördert werden, werden vom Körper einfach wieder abgebaut. So etwas wie einen „Samenstau“ gibt es also nicht. 

Auch bei der Selbstbefriedigung solltest du darauf achten, dass deine Hände und Toys gewaschen sind, um die Gesundheit deiner Vagina oder deines Penis sicherzustellen.  Auch beim Wechseln von analer zur vaginaler Stimulation solltest du unbedingt deine Hände/Toys waschen oder einen Latexhandschuh benutzen. 

Es gibt keine Obergrenze, wie oft du dich selbst befriedigen kannst. Wenn du das Gefühl hast, du kannst an nichts anderes mehr denken als an Selbstbefriedigung, dich nicht mehr auf die Schule oder die Arbeit, also auf deinen Alltag konzentrieren kannst, ist es ratsam, dir Hilfe zu suchen.

4. Selbstbefriedigung kann deinen partnerschaftlichen Sex verbessern.

Sich selber kennen zu lernen und zu wissen, was dir Lust bereitet, kann sich positiv auf den Sex, den du mit anderen hast, auswirken. Du kennst deinen Körper dadurch besser und kannst deinem Gegenüber mitteilen, welche Berührungen sich für dich gut oder weniger gut anfühlen, welche Geschwindigkeit du gut findest oder auch was du gar nicht magst.

Über Vorlieben zu sprechen, kann anfangs schwierig sein, wird mit der Zeit aber einfacher. Es kann hilfreich sein, außerhalb von sexuellen Interaktionen miteinander ins Gespräch zu kommen und sich von eigenen Wünschen zu erzählen – wie wäre es zum Beispiel mit einem Gespräch beim romantischen Dinner?

Natürlich ist es wichtig, dass alle Beteiligten damit einverstanden sind. Frage also vorher dein Gegenüber, ob es okay ist, wenn ihr euch voreinander selbst befriedigen wollt. Das gilt übrigens generell, also auch wenn du alleine bist: sei dir bewusst, dass niemand im Raum ist und du ungestört bist.

5. Es lohnt sich, bei der Selbstbefriedigung den ganzen Körper miteinzubeziehen.

Erregung findet nicht nur in den Genitalien statt, sondern im ganzen Körper (und vor allem im Kopf!). Und für Erregung brauchen wir Muskelanspannung. Du kannst deine Erregung allerdings steigern, wenn du andere Körperteile miteinbeziehst und auch auf deine Atmung achtest. Das hilft der Durchblutung und fördert die Muskelan- und -entspannung. 

Der Beckenboden ist sowohl mit der Peniswurzel als auch mit der Klitoris verknüpft. Diesen vor und zurück zu bewegen wirkt sich auf dein Empfinden im Genital und im ganzen Körper aus, und deshalb auch auf deine Erregung. Vielleicht merkst du, dass du dich mehr bewegen willst, wenn die Erregung steigt. Probiere einfach aus, wie sich das anfühlt. Auch deine Atmung kannst du bewusst steuern und so probieren, langsam und tief ein- und auszuatmen und so deine Erregung steigern. Manche Menschen wollen sich eher ganz starr hinlegen und sich anspannen, damit sie einen Orgasmus haben können, andere wiederum brauchen Bewegung.

6. Alle Körper sind unterschiedlich. Finde heraus, was dir Lust bereitet.

Es kann eine Weile dauern, herauszufinden, was dir gefällt. Manche Menschen masturbieren mehr, manche weniger und manche gar nicht. Sexuelles Empfinden ist verschieden, genauso wie Körper. Lass dir Zeit, dich und deinen Körper zu erkunden, darauf zu hören, was du möchtest. Vielleicht kribbelt es ein bisschen in deinem Genital und du möchtest dich berühren? Go with the Flow! Alles ist erlaubt (solange du dich an geltende Gesetze hältst, natürlich). Sexualität ist fließend und verändert sich immer wieder, so auch deine sexuelle Lust. Es wird Phasen geben, in denen du mehr erregt bist und Faktoren, die sich auf deine Lust auswirken, wie z. B. Stress, Zyklus, Hormone, Medikamente etc. 

Es kann einige Zeit dauern, selbstbewusst und sicher zu wissen, was einem Menschen gefällt. Setze dich nicht unter Druck, auch wenn mal etwas nicht so klappt, wie du es dir vorstellst.

Es gibt viele Dinge, die dich erregen können: Gerüche, Berührungen, Gedanken. Du kannst deiner Fantasie freien Lauf lassen. Vielleicht findest du es auch anturnend, erotische Geschichten zu lesen oder pornografische Filme zu sehen. Wichtig zu beachten: diese sind in der Schweiz ab 16, in Deutschland und Österreich ab 18 legal.

Sexspielzeuge wie Dildos und Vibratoren können Abwechslung und gezielte Stimulation bieten. Eine große Auswahl findest du im Internet oder in Sexshops. Die meisten Ladengeschäfte, die Sexspielzeuge verkaufen, sind allerdings ab 18. Der Sextoy-Dschungel kann ganz schön verwirrend sein, weil es so viele und unterschiedliche Spielzeuge gibt. Vielleicht stöberst du einfach erst einmal online, um zu schauen, was es überhaupt so gibt. Eine gute Adresse sind zum Beispiel feministische Sexshops, die auf Vielfältigkeit ausgelegt sind. Manche davon öffnen ihre Türen auch bereits für Menschen unter 18.

Brauchst du Hilfe?

Hier erfährst du alles über Kondome und wie du sie richtig anwendest. Denn nur bei richtiger Anwendung schützen Kondome vor STI und Schwangerschaft.

Menschen sind mit ihrer Masturbation keineswegs allein: 

Hirsche, Affen, Walrosse oder Eichhörnchen 

wurden bereits beobachtet, wie sie sich selbst befriedigen.

Was noch?

Reminder: Du musst bei der Selbstbefriedigung übrigens nicht unbedingt einen Orgasmus haben. Es kann auch schön sein, sich zu berühren und die Erregung zu steigern, ohne einen zu erleben.

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